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Nonhle Mbuthuma: erneut bedroht, weil sie gegen Titanabbau kämpft

19. November 2020

Die Landrechtsaktivistin Nonhle Mbuthuma erhält erneut Morddrohungen. Am 17. November 2020 schlug das das Amadiba Crisis Committee, ein Zusammenschluss von Aktivist*innen, die gegen den umweltzerstörenden geplanten Titanabbau und eine gigantomanische Autobahn kämpfen, auf Facebook Alarm: "Als ACC unternehmen wir den ungewöhnlichen Schritt, die jüngste Todesdrohung, die an die Sprecherin des ACC, Nonhle Mbuthuma, gerichtet wurde, öffentlich zu machen.

Der Druck auf unsere Gemeinde wächst, unser Land für zwei Megaprojekte aufzugeben, nämlich die Mautstraße N2 und den Tagebau, trotz der Verhandlungen, die 80 m breite und eingezäunte Autobahn von der Küste weg zu verlegen. Die Gemeinde Mbizana hat den Tagebau an der Küste in den neuen Integrierten Entwicklungsplan aufgenommen, auch wenn die Küstendörfer dies 15 Jahre lang abgelehnt haben. Im Jahr 2018 haben wir vor Gericht das Recht gewonnen, Nein zum Xolobeni-Bergbau zu sagen.

Nach dem Tod des ACC-Vorsitzenden Sibusiso Mqadi und nach der noch ungeklärten Ermordung unseres früheren Vorsitzenden, Bazooka Radebe, gehen wir mit der Drohung, die Nonhle am Telefon erhalten hat, an die Öffentlichkeit. Diese Drohung in einer SMS am Sonntagabend bezieht sich auf die Tötung von Bazooka als Mord "1", deutet an, dass der Tod der Genossin Sbu ein Mord war, nennt es "2" und sagt, Nonhle sei die Nächste, die Nummer "3": "Du bist die Nächste".

Wir haben frühere Morddrohungen sowohl der örtlichen Polizei als auch der Kriminalpolizei sorgfältig mitgeteilt. Wir haben der Polizei umfangreiche Hinweise gegeben, wo diese Drohungen ausgesprochen wurden, wer verdächtig ist und wer die Informationen weitergegeben hat, aber es wurden keine polizeilichen Maßnahmen gegen Verdächtige ergriffen..."

Setz dich ein für Nohnle und die Aktivist*innen

Hintergrund

​In Xolobeni im Pondoland am Ostkap wehren sich die Bewoh­ner*innen seit Jahren gegen einen Bergbaukonzern, der dort Titan abbauen will. Eine Tochtergesellschaft des australischen Bergbauunternehmens MRC, Transworld Energy and Minerals (TEM), hatte 2008 das Recht beantragt, Titan im Bezirk uMgungundlovu an der Wild Coast in der Provinz Eastern Cape zu gewinnen.

2016 wurde der Landrechts­aktivist und Vorsitzende des Amadiba Crisis Committee (ACC), Sikhosiphi Rhadebe, erschossen. Bis heute wurde sein Tod noch nicht aufgeklärt. Kurz vor seiner Ermordung hatte er erfahren, dass die Namen von ACC-Aktivis­t*innen auf einer „Abschussliste“ stünden. Eine von ihnen ist  Nonhle Mbuthuma, Mut­ter eines kleinen Sohnes und jetzt Vorsitzende des ACC, die den Kampf um den Bestand der jahrhundertealten Kulturlandschaft weiterführt.

Bergbau würde Kultur und Landschaft zerstören. Die sozialen und ökologischen Konsequenzen des Titan-Abbaus wären verheerend, betont Nonhle Mbuthuma. Die noch unberührten Sanddünen an der Küste würden abge­tragen und Wasser aus den Flüssen gepumpt. Rund 5.000 Menschen würden gewaltsam vertrieben. Sie würden ihr Zuhause, ihren Lebensunterhalt und ihre kulturelle Iden­tität verlieren.

Wegen ihres Einsatzes für Nachhaltigkeit wird Nonhle Mbuthuma ständig eingeschüchtert und bedroht. Es wurde sogar versucht, sie zu ermorden. Heute kann sie sich nur mehr in Begleitung eines Bodyguards bewegen. Manchmal muss sie auch untertauchen. Denn ihr Name steht als Nummer eins auf der Todesliste. Vier Menschen, die sich öffentlich gegen die Mine engagierten wurden bereits ermordet. Keiner der Morde wurde bisher aufgeklärt.

Ein erster Erfolg. Im Kampf gegen den Titanabbau konnte das ACC einen ersten großen Erfolg verbuchen: Das regionale Höchstgericht entschied im November 2018, die Abbaugenehmigung dürfe nur mit „der vollen und informierten Zustimmung“ der betroffenen Gemeinde erteilt werden. Die Geschäftsführerin von Amnesty International Südafrika, Shenilla Mohamed, sagte: „Das Urteil ist eine klare Botschaft, dass multinationale Bergbauunternehmen die Rechte der Menschen bei der Jagd nach Profit nicht mit Füßen treten können. Die Regierung muss das das Urteil respektieren und sicherstellen, dass bei der Erteilung künftiger Bergbaulizenzen die Zustimmung der indigenen Völker nach umfassender Information eingeholt wird.“

Ende November 2018 besuchte Nohnle Mbuthuma Amnesty Österreich und berichtete vom Kampf ihrer Gemeinde gegen die Titanmine: „Wir fühlen uns von der Regierung im Stich gelassen.“ Deshalb richten sich die Aktivitäten auch nicht vordringlich gegen den australischen Bergbaukonzern, sondern gegen die eigene Regierung. Deshalb wurde die Klage auch gegen die Regierung eingebracht – eine erste solche in Südafrika. „Der Staat darf nicht über die Menschen und unser Land bestimmen“, so Nohnle. Allerdings gibt sie sich keinen Illusionen hin, dass das jüngste Urteil nicht angefochten würde. Inzwischen hat der zuständige Minister bereits angekündigt, Einspruch zu erheben.

Das bahnbrechende Urteil zur erforderlichen Zustimmung der Bürger*innen feierten die betroffenen Gemeinden dennoch überschwänglich.

Die Menschen von Xolobeni feiern das Urteil. Links Nohnle Mbuthuma, die Vorsitzende des Amadiba Crisis Committees ©ACC

Der Aktivistin wird immer wieder vorgeworfen, sie agiere gegen Fortschritt und Entwicklung. Tatsächlich setzt sich für sanften Tourismus und ökologische Landwirtschaft ein. Was die Menschen in der fruchtbaren Region tatsächlich bräuchten, sei Unterstützung bei der Vermarktung ihrer agrarischen Produkte. Unter anderem durch ausreichende kleinräumige Zufahrtsstraßen. Aber, so Nohnle: "Die Regierung sieht nur das schnelle Geld."

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