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From Evin with Love: Nachlese zur Ausstellung

18. Mai 2022

Berührend, verstörend und jedenfalls ungewöhnlich war die im Mai im Wiener Volkskundemuseum gezeigte Ausstellung From Evin with Love. Sie zeigte handwerkliche Arbeiten inhaftierter Frauen im berüchtigten Teheraner Gefängnis.

Unspektakulär bietet sich der Saal mit den Exponaten auf den ersten Blick dar. Eine Reihe von Tischen im exakt gleichen Abstand. Auf ihnen graue Pappschachteln, deren Inhalt sich erst bei näherer Betrachtung erschließt. Hier eine gestrickte Puppe, ein kleines Täschchen, da ein kalligraphischer Text, ein geschnitztes Kunstwerk, ... Dazu klein der Name der Frau und der Grund ihrer Verurteilung.
Die Ausstellung zeigt Arbeiten von mutigen Frauen, die wegen ihres Einsatzes für Gerechtigkeit, für Menschenrechte und politische Reformen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Die meisten von ihnen waren oder sind noch im Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert. In den langen Jahren ihrer Haft leiden die Frauen besonders unter der Trennung von ihren Familien, von den oft noch sehr jungen Kindern, die sie nur selten sehen dürfen. Ihren Schmerz, ihre Sehnsucht, ihre Liebe nähen, weben, sticken, kleben und schreiben sie ein in Gegenstände, die sie ihren Lieben überreichen oder schicken können.

Diese Zeichen der Verbundenheit und der Liebe sind gleichzeitig Zeichen der Hoffnung, der Stärke und der schöpferischen Kreativität der inhaftierten Frauen.
Die Ausstellung From Evin with Love wurde vom Museum of Iranian Women’s Movement erarbeitet. Das Museum der iranischen Frauenbewegung erforscht und dokumentiert seit etwa zehn Jahren die Geschichte von Frauen und der Frauenbewegung im Iran.

© Paula Sieber / Mansoureh Shojaee

Eine der Gründerinnen des Movements ist die iranische Menschenrechtsaktivistin Mansoureh Shojaee (Bild oben /© Paula Sieber). Sie veröffentlicht Biografien und Dokumente, die Zeugnis ablegen vom Leben der Frauen im heutigen Iran, auch im Gefängnisalltag politischer Gefangener. Sie organisiert Veranstaltungen und sammelt literarische und künstlerische Werke. Sie ist gemeinsam mit Parastou Forouhar Kuratorin der Ausstellung From Evin with Love. Das Museum Of Iranian Women’s Movement hat diese Gegenstände in jahrelanger Recherchearbeit zusammengetragen, ihre Geschichte und die Biografie der betroffenen Frauen erforscht.
Begleitet wurde die Ausstellung im Volkskundemuseum von einigen Veranstaltungen, die Möglichkeiten mit Gesprächen mit den Kuratorinnen, selbst Menschenrechtsaktivistinnen im Iran, boten. In Schulworkshops bastelten Jugendliche Grußbotschaften To Evin with Love. Nicht wenige Besucher*innen, vor allem solche, die iranische Wurzeln hatten, verließen die Ausstellung mit Tränen in den Augen.
Am Infotisch des Amnesty-Netzwerks Frauenrechte konnten Petitionen für inhaftierte Frauen und die Österreicher Kamran Ghaderi und Massud Mossaheb unterschrieben werden, die ebenfalls im Iran im Gefängnis sind.

Besonders motivierten und freuten uns die persönlichen Begegnungen mit den Frauenrechtsaktivistinnen im Exil - mit den Kuratorinnen der Ausstellung Mansoureh Shojaee und Parastou Forouhar, sowie der Journalistin und Feministin Shiva Nazar Ahari.

Kunsthandwerk aus dem Gefängnis
© Parastou Forouhar / Paula Sieber Parastou Forouhar

Das Evin-Gefängnis hat nicht nur einen Platz in der Geschichte der Tyrannei in unserem Land, sondern es ist auch eine wichtige Komponente in der Geschichte des Widerstands gegen diese Tyrannei.

© Shiva Nazar Ahari / Andrea Klem Shiva Nazar Ahari

Als ich von meiner Familie erfuhr, dass viele Menschen sich für mich einsetzen, hat mir das gezeigt, dass ich nicht vergessen wurde. Das hat mir Kraft gegeben, diese Zeit auszuhalten.