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© Protest vor der diplomatischen Vertretung Tansanias in London am 28. Februar 2022 / IMAGO / ZUMA Wire

news © Protest vor der diplomatischen Vertretung Tansanias in London am 28. Februar 2022 / IMAGO / ZUMA Wire

Tansania: 70.000 Massai droht die Vertreibung für Safari-Tourismus

18. Juli 2022

Mehr als 70.000 Massai laufen Gefahr, von ihrem angestammten Weideland vertrieben zu werden. Sie sollen einem Reservat für Safaritourismus und Trophäenjagd Platz machen. Am 7. Juni trafen zahlreiche Sicherheitskräfte in der Stadt Loliondo in der Region Arusha ein, um die Beschlagnahmungspläne der Behörden mittels Grenzmarkierungen vorzubereiten. Als am 9. Juni örtliche Gemeindemitglieder gegen dieses Vorgehen protestierten, wurden sie von Sicherheitskräften mit Tränengas und Schusswaffen angegriffen. 25 Gemeindemitglieder wurden festgenommen. Später wurden sie der Verschwörung zum Mord an einem Polizisten angeklagt. Die Behörden müssen den Einsatz in Loliondo sofort beenden, die Festgenommenen unverzüglich freilassen und alle Beschlagnahmungspläne aufgeben.

Setz dich ein!

Der jüngste Einsatz von Sicherheitskräften in der Stadt Loliondo in der Region Arusha im Norden Tansanias gibt Anlass zu großer Sorge. Im Zuge der Niederschlagung von Protesten sind dort 25 Angehörige der Massai willkürlich festgenommen und inhaftiert worden – allein, weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung wahrgenommen haben.

Am 7. Juni kamen etwa 700 Sicherheitskräfte – Polizei, Ranger, Militär, Paramilitär und andere – nach Loliondo, um die Vertreibung der Massai aus einem Territorium von etwa 1.500 Quadratkilometern Gemeindeland vorzubereiten. Zu diesem Zweck markierten sie die Grenzen eines Gebietes, das die Massai beanspruchen, mit Signalleuchten. Als am 9. Juni Gemeindemitglieder aus vier Dörfern (Ololosokwan, Oloirien, Kirtalo und Arash) gegen diese Grenzziehung protestierten, indem sie die aufgestellten Markierungen wieder entfernten, gingen die Sicherheitskräfte gewaltsam gegen sie vor. Nach Angaben von zwei Augenzeug*innen begannen diese, auf die Protestierenden zu schießen und setzten auch Tränengas ein. Die Gewalt gefährdete das Leben der Betroffenen. Sie führte zu zahlreichen schweren Verletzungen und einige Massai trugen Schusswunden davon.

Bereits am Vortag der Proteste wurden etwa 20 Massai willkürlich festgenommen, darunter einige Dorfälteste. Zehn von ihnen hatten zum Zeitpunkt ihrer Festnahme gerade die staatlichen Grenzziehungspläne erörtert. Am 16. Juni wurden sie fälschlicherweise des Mordes an einem Polizisten beschuldigt, der bereits vor ihrer Festnahme getötet worden war. Der Tatvorwurf wurde viermal geändert, momentan wird den Inhaftierten Verschwörung zum Mord vorgeworfen. Darüber hinaus wurden weitere fünf Personen angeklagt.

Die Demarkierung des Landes der Massai geschah entgegen eines Gerichtsbeschlusses des Ostafrikanischen Gerichtshofs, der obersten Gerichtsinstanz der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC). Darüber hinaus stellt die Vertreibung von angestammtem Land ohne freiwillige vorherige Zustimmung nach Inkenntnissetzung eine Menschenrechtsverletzung dar. Würden die Massai aus ihren offiziell registrierten Dörfern vertrieben, wäre ihnen die Lebensgrundlage entzogen. Ihre traditionelle Lebensweise wäre nicht mehr möglich.

Zu den Festgenommenen gehören: Molongo Daniel Paschal, Albert Kiseya Selembo, Simeli Parmwati, Lekayoko Parmwati, Sapati Parmwati  Sirikoti, Ingoi Olkedenyi Kanjwel, Sangau Morongeti Ngiminiso, Morijoi Ngoisa Parmati, Morongeti Meeki Masako, Kamabatai Lulu, Moloimeti Yohana Saing’EU, Ndirango Senge Laisier, Joel Clemes Lessonu, Simon Naiam Orosikiria, Damiani Rago Laiza, Mathew Kursas Njausi, Taleng’o Twambei Leshoko, Kijoolu Kakenya Olojiloji, Shengena Joseph Killel, Kelvin Shaso Nairoti, Lekerenga, Fred Victor, Wilson Tiuwa Kilong, James Memusi Taki und fünf weitere.

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