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© Brian Stauffer for Human Rights Watch

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Kanada: Misshandlung und Diskriminierung in der Einwanderungshaft

20. Juni 2021

In Kanada werden jedes Jahr tausende Menschen, darunter auch Menschen mit Behinderungen, nur weil sie eingewandert waren, unter oft menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert, so Human Rights Watch und Amnesty International in einem gemeinsamen Bericht zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni.

Der 100-seitige Bericht, "'I Didn't Feel Like a Human in There': Immigration Detention in Canada and Its Impact on Mental Health" (Einwanderungshaft in Kanada und ihre Auswirkungen auf die psychische Gesundheit) dokumentiert, wie Menschen in Einwanderungshaft, darunter auch solche, die vor Verfolgung fliehen und in Kanada Schutz suchen, regelmäßig mit Handschellen und Fußfesseln gefesselt und mit wenig bis keinem Kontakt zur Außenwelt festgehalten werden. Ohne festes Entlassungsdatum können sie für Monate oder Jahre festgehalten werden. Viele von ihnen werden in Provinzgefängnissen zusammen mit verurteilten Gefängnisinsass*innen und oft in Einzelhaft festgehalten. Diejenigen mit psychosozialen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen erleben laufend Diskriminierung.

Amnesty International und Human Rights Watch fordern die kanadischen Behörden auf, die unmenschliche Behandlung von Menschen im Einwanderungs- und Flüchtlingsschutzsystem zu beenden, indem die Einwanderungshaft in Kanada schrittweise abgeschafft wird.

Ketty Nivyabandi, Generalsekretärin von Amnesty International Kanada

„Kanadas menschenunwürdiges System der Einwanderungshaft steht in krassem Gegensatz zu der reichen Vielfalt und den Werten von Gleichheit und Gerechtigkeit, für die Kanada weltweit bekannt ist", sagte Ketty Nivyabandi, Generalsekretärin von Amnesty International Kanada. "Amnesty International und Human Rights Watch fordern die kanadischen Behörden auf, die unmenschliche Behandlung von Menschen im Einwanderungs- und Flüchtlingsschutzsystem zu beenden, indem die Einwanderungshaft in Kanada schrittweise abgeschafft wird."
Die Untersuchung umfasste 90 Interviews mit ehemaligen Einwanderungshäftlingen und ihren Angehörigen, Expert*innen für psychische Gesundheit, Anwält*innen, Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und Regierungsbeamt*innen. Untersucht wurden auch relevante Berichte und UN-Dokumente sowie unveröffentlichte Regierungsdokumente, die sie durch 112 Anträge auf Zugang zu Informationen erhielten.

Einwanderungshäftlinge werden nicht wegen krimineller Anschuldigungen oder Verurteilungen in Haft gehalten, aber viele erleben die restriktivsten Haftbedingungen des Landes, einschließlich Hochsicherheits-Provinzgefängnissen und Einzelhaft. Sie werden in Handschellen gelegt, gefesselt, durchsucht und auf engem Raum mit starren Routinen und unter ständiger Überwachung festgehalten.
"Ich hatte das Gefühl, dass die Welt für mich untergeht. Mir wurde nicht gesagt, was passiert, was ich falsch gemacht habe", sagte eine Frau aus einem afrikanischen Land, die bei ihrer Ankunft in Kanada im Jahr 2019 festgehalten wurde. "Ich habe [der Grenzpolizistin] alles erzählt, was mir zu Hause passiert ist, und wie ich um mein Leben geflohen bin ... Aber sie hat mich nicht verstanden und mich nicht erklären lassen ... Ich dachte: 'Vielleicht hätte ich zu Hause bleiben und dort sterben sollen.'"
Zwischen April 2019 und März 2020 hat Kanada 8.825 Menschen im Alter von 15 bis 83 Jahren eingesperrt, davon 1.932 in Provinzgefängnissen. Im gleichen Zeitraum wurden weitere 136 Kinder in Haft "untergebracht", um sie nicht von ihren inhaftierten Eltern zu trennen, darunter 73 unter 6 Jahren. Human Rights Watch und Amnesty International fanden heraus, dass Kanada seit 2016 mehr als 300 Einwanderungshäftlinge länger als ein Jahr festgehalten hat.

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