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© In Syrien sind bis zu 100.000 Menschen gewaltsam verschwunden oder gelten weiterhin als vermisst. / Amnesty International

news © In Syrien sind bis zu 100.000 Menschen gewaltsam verschwunden oder gelten weiterhin als vermisst. / Amnesty International

FAMILIEN VON VERSCHWUNDENEN WERDEN ALLEINE GELASSEN

3. September 2019

Seit dem Beginn der Krise in Syrien 2011 sind zehntausende Menschen "verschwunden". Ihre Familien sind teilweise seit Jahren auf der Suche nach Informationen über den Verbleib ihrer Angehörigen. Zum Internationalen Tag der Verschwundenen am 30. August rief Amnesty die internationale Gemeinschaft dazu auf, diese Familien zu unterstützen.

Die UNO schätzt, dass im Konflikt in Syrien seit 2011 bis zu 100.000 Personen verhaftet oder entführt wurden oder auf eine andere Weise verschwunden sind. Das Syrische Netzwerk für Menschenrechte schätzt, dass mindestens 90.000 dieser Fälle auf das Konnte der syrischen Regierungskräfte gehen.

Amnesty International hat mit 24 Familienangehörigen von Verschwundenen gesprochen. Diese Angehörigen – bis auf eine Person sind alles Frauen – leben heute im Libanon, in der Türkei oder haben innerhalb Syriens an einem anderen Ort Zuflucht gefunden. Alle kämpfen mit den psychologischen Folgen eines Lebens in Unsicherheit und befinden sich oft in einer ökonomisch prekären Situation.

"Die Familienangehörigen werden bei der Suche nach ihren Verwandten allein gelassen", sagt Lynn Maalouf, Expertin für den Nahen Osten bei Amnesty International. "Sie nehmen dabei oft ein beträchtliches Risiko auf sich, um in Erfahrung zu bringen, ob ihre Angehörigen noch leben oder tot sind. Die syrische Regierung, die bewaffneten Oppositionsgruppen und die Staaten, die auf die Akteure in der Region den größten Einfluss haben  – Russland, die Türkei und der Iran – lassen diese Familien im Stich."

Das "Verschwindenlassen" hatte System. Das Verschwindenlassen von Menschen in Syrien war seit 2011 weit verbreitet und war Teil eines systematischen Angriffes auf die Zivilbevölkerung. Amnesty International schätzt sie als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein.

Die verschwunden Personen kamen aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen. Es sind Aktivist*innen aus der zivilen Opposition, Menschen, die an Demonstrationen teilgenommen haben, Menschenrechtsverteidiger*innen, Medienschaffende, Ärzte und Ärztinnen sowie Personen im humanitären Dienst. Andere verschwanden, weil die syrische Regierung sie als nicht-loyal betrachtete oder weil Verwandte von den Behörden gesucht wurden.

Auch die bewaffnete Opposition hat Zivilpersonen entführt, die zum Teil bis heute heute verschwunden sind. Darunter befinden sich auch Menschenrechtsverteidiger*innen.

Die syrische Regierung und die bewaffnete Oppositionsgruppen sind verantwortlich dafür, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um die Familien über den Verbleib ihrer verschwundenen Angehörigen zu informieren.