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© Flüchtlinge und Migrant*innen in Libyen. © Taha Jawashi

news © Flüchtlinge und Migrant*innen in Libyen. © Taha Jawashi

EU-Gipfel zu Migration: Angst statt Mitgefühl

3. Juli 2018

Die Schlusserklärung des Migrationsgipfels der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) war mehr von Angst vor als von Mitgefühl für Flüchtlinge geprägt. Amnesty International warnt davor, dass die vereinbarten Maßnahmen vor allem die Menschen treffen, die besonders verletzlich sind.

"Nach tagelangen Auseinandersetzungen haben sich die europäischen Staats- und Regierungschefs schliesslich auf eine Reihe von egoistischen und gefährlichen Massnahmen geeinigt, die dazu führen können, dass Männer, Frauen und Kinder schwerem Missbrauch ausgesetzt werden", sagte Iverna McGowan, Direktorin des EU-Büros von Amnesty International. "Dieser Gipfel war eine Chance, das gescheiterte europäische Asylsystem zu reformieren und eine Politik zu verfolgen, die auf Solidarität, Effizienz und Mitgefühl basiert. Stattdessen haben die europäischen Staats- und Regierungschefs beschlossen, den fremdenfeindlichen Tendenzen mancher Regierungen nachzugeben, die Europa abriegeln und die Verantwortung auf Länder ausserhalb der EU abschieben wollen. Es ist alarmierend, dass Menschen in ‘kontrollierte’ Zentren gesperrt werden sollen, sobald sie die europäische Küste erreichen – und diese Formulierung ist noch beschönigend. Die europäischen Staats- und Regierungschefs verfolgen eine Politik, die Menschen auf der Suche nach Schutz einsperrt, statt ihnen zu helfen. Das hat mit den Grundprinzipien der EU, Solidarität und Achtung der Menschenrechte, nicht mehr viel zu tun."

Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben sich auf eine Reihe egoistischer und gefährlicher Maßnahmen geeinigt, die Männer, Frauen und Kinder schwerem Missbrauch aussetzen könnten.

Iverna McGowan, Direktorin des EU-Büros von Amnesty International

Der Rat hat es auch versäumt, entschiedene Maßnahmen gegen die schweren Menschenrechtsverletzungen in Libyen zu ergreifen, unter denen Migrant*innen und Flüchtlinge leiden. Dies kann nicht zuletzt nur deshalb geschehen, weil die EU die libyschen Behörden unterstützt. Die libyschen Küstenwachen fangen immer mehr Menschen auf See ab und bringen sie zurück an Land. Dort werden sie in Lager gesperrt, ausgebeutet, vergewaltigt und gefoltert. Im Moment werden rund 9000 Menschen in solchen ‘Zentren’ gegen ihren Willen festgehalten.

Da Malta und Italien ihre Häfen für Rettungsboote von Hilfsorganisationen sperren und die Regierungen Flüchtlinge und MigrantInnen tagelang im Stich lassen, bedarf es klarer Massnahmen: Die Anlandung von Schiffen mit geretteten Flüchtlingen muss geklärt, das Dublin-System reformiert und sichere und legale Fluchtwege müssen geschaffen werden.