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Brasilien: Amnesty International verurteilt die Angriffe extremistischer Gruppen auf öffentliche Gebäude in Brasília

9. Jänner 2023

Am Sonntag, den 8. Jänner 2023, haben Gruppen von Zivilpersonen in der brasilianischen Hauptstadt Brasília Regierungsgebäude gestürmt, Dokumente vernichtet, die öffentliche Sicherheit gefährdet sowie Journalist*innen, die über die Vorfälle berichten wollten, und Angehörige der Sicherheitskräfte angegriffen. Diese Taten müssen untersucht werden. Die Versuche, die Ausrüstung und Kameras von Medienschaffenden zu zerstören und an sich zu reißen, stellen eine schwerwiegende Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung und des Rechts auf Pressefreiheit dar. Amnesty International fordert die zuständigen Behörden auf, unmittelbar unparteiische und zielführende Untersuchungen einzuleiten, um die Geschehnisse vom 8. Jänner angemessen aufzuarbeiten und entsprechend zu ahnden.

Behörden müssen rasch und gründlich handeln

Amnesty International wird das heute vom neuen brasilianischen Präsidenten Luís Inácio Lula da Silva als Reaktion auf die Vorfälle angeordnete Vorgehen der Bundesbehörden genau prüfen.

Es ist essenziell, dass die Behörden eine sofortige und vollständige Evakuierung des Platzes Praça dos Três Poderes, einschließlich des Kongressgebäudes, des Präsidentenpalastes und des Obersten Gerichtshofs sicherstellen. Die Zerstörung der öffentlichen Gebäude, die die drei Institutionen repräsentieren, müssen von den zuständigen Stellen untersucht werden, und die Verantwortlichen müssen im Einklang mit den internationalen Menschenrechtsstandards strafrechtlich verfolgt und bestraft werden.

Die Pflicht des brasilianischen Staates, die Menschenrechte zu gewährleisten, beinhaltet auch, dass die Behörden darauf vorbereitet sein müssen, auf politische Demonstrationen zu reagieren. Um angemessene institutionelle Reaktionen zu ermöglichen, braucht es Aufklärung, Planung, Vorbeugungsmaßnahmen und Überwachung von Hochrisikoszenarien sowie von Gruppen, die versuchen, in die Wahrnehmung von Menschenrechten einzugreifen. Internationale Menschenrechtsstandards erlauben es, Demonstrationen unter bestimmten Umständen aufzulösen, unter anderem, wenn diese zu Diskriminierung, Anfeindungen oder Gewalt aufrufen. Die Angriffe in Brasília entsprechen nicht den internationalen Standards für eine friedliche Demonstration.

Sicherheit nicht gewährleistet

Am 8. Jänner 2023 drangen mindestens 3.900 Demonstrierende aus zivilen Gruppen, die das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen 2022 ablehnen, in das Kongressgebäude, den Präsidentenpalast und den Sitz des Obersten Gerichtshofs in Brasília ein. Am frühen Samstagmorgen, dem 7. Jänner, herrschte bereits Besorgnis, als der Minister für Justiz und öffentliche Sicherheit den Einsatz der Streitkräfte genehmigte, um die Sicherheit vor Ort zu gewährleisten, nachdem mehr als 100 Busse mit Demonstrierenden in Brasília angekommen waren. Die Behörden des Bundesdistrikts sind daran gescheitert, die Sicherheit zu gewährleisten und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Gewalttaten und das Eindringen in öffentliche Gebäude zu verhindern, obwohl dies bereits zuvor von extremistischen Gruppen angekündigt worden war.

Amnesty International beobachtet bereits seit dem ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen mit Sorge, dass die Gewalt und Bedrohung durch organisierte und zum Teil bewaffnete Gruppen eskaliert, die nicht nur das Ergebnis der Wahlen, sondern auch die Funktionsfähigkeit der staatlichen Institutionen in Frage stellen.

Es ist erschreckend, dass Behörden wie die Bundespolizei, die Generalstaatsanwaltschaft, die Staatsanwaltschaft des Bundesdistrikts und die obersten Behörden des Bundesdistrikts nicht in der Lage waren, diejenigen zu identifizieren, die den Sturm angeführt und finanziert haben, um die heutigen Angriffe zu verhindern.

Amnesty International fordert, dass der brasilianische Staat umgehend eine unparteiische und zielführende Untersuchung der Umstände einleitet, die zu den Angriffen am 8. Jänner 2023 in Brasília geführt haben, um all die zu identifizieren, strafrechtlich zu verfolgen und zur Rechenschaft zu ziehen, die an den Vorfälle beteiligt  waren, darunter auch diejenigen, die diese Taten angeführt, organisiert und finanziert haben, sowie die Versäumnisse der staatlichen Institutionen aufzuarbeiten, denen es nicht gelungen ist, diese Angriffe zu verhindern.

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