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© Amnesty International
Action

Schlafen in verfallenen Lagerhäusern

Diese Urgent Action ist abgelaufen. Vielen Dank allen, die Appelle an die serbischen Behörden versandt haben.

Geschätzte 1200 Flüchtlinge und Migranten, darunter zahllose Kinder, sind gezwungen, in unbeheizten und teils verfallenen Lagerhäusern im Zentrum von Belgrad zu schlafen.

Amnesty war vor Ort und hat gesehen, wie die Betroffenen unter unmenschlichen Bedingungen leben. Die Temperaturen fallen auf bis zu -20° Celsius und die Flüchtlinge und Migranten sind von Krankheit und sogar vom Tod durch Erfrieren und Unterkühlung bedroht. Die meisten haben keine Mittel, um sich zu versorgen, und überleben nur durch ein von einer NGO täglich bereitgestelltes Essen.

Die serbischen Behörden stellen ihnen weder angemessene Nahrung, noch Wasser oder sanitäre Anlagen, Gesundheitsversorgung, angemessene Kleidung oder eine Unterkunft zur Verfügung. Die Menschen sind gezwungen, Feuer zu machen, um sich aufzuwärmen, und verbrennen dazu gesammeltes Holz und Müll, darunter auch Plastik, das giftige Dämpfe entwickelt und die Gefahr eines sich ausbreitenden Feuers birgt. Viele der Menschen verfügen nicht einmal über Socken und Schuhe für das winterliche Wetter.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Die serbischen Behörden haben keine Notunterkünfte bereitgestellt, um diese Flüchtlinge und Migranten unterzubringen, die mehrheitlich aus Afghanistan stammen. Die serbische Polizei zählt täglich die Personen in den ehemaligen Lagerhäusern. Die Behörden haben bislang nicht versucht, besonders gefährdete Personen wie Kinder und Menschen, die unmittelbar medizinische Versorgung benötigen, auszumachen.

Unbegleitete Minderjährige, manchmal nicht älter als elf Jahre, stellen laut UNHCR ein Viertel der Bevölkerung in den Lagerhäusern. Ihnen drohen weitere Menschenrechtsverletzungen und sie sind durch die harten Lebensumstände extrem gefährdet und von Ausbeutung bedroht. Viele von ihnen wohnen bereits seit Monaten in den Lagerhäusern. Im November 2016 informierte die Regierung NGOs darüber, dass es „nicht länger akzeptabel“ sei, dass sie Hilfe außerhalb der offiziellen Zentren leisteten, machte aber gleichzeitig deutlich, dass sie die Hilfe nicht ausbauen würde.

Die serbischen Behörden argumentieren, dass die Flüchtlinge und Migranten im extrem harten Winter aus freien Stücken und nur vorübergehend in den Lagerhäusern wohnen. Verschiedene Flüchtlinge und Migranten, mit denen Amnesty International gesprochen hat, gaben jedoch an, dass sie versucht haben, in der nahe gelegenen Polizeiwache gemäß des serbischen Asylverfahrens Asyl zu beantragen, ihnen dies jedoch verweigert worden sei. Ihnen wurde entweder gesagt, dass in den „Lagern“ – den offiziellen Asylaufnahmezentren – kein Platz für sie sei und sie deshalb gehen sollten oder dass sie zu einem späteren Zeitpunkt wiederkommen müssten. Die polizeiliche Registrierung ist unbedingt notwendig, um zu einem Aufnahmezentrum für Asylsuchende weitergeleitet zu werden und eine Unterkunft, Nahrung und medizinischer Versorgung zu erhalten.

2016 hat die serbische Regierung begonnen, nicht allen Asylsuchenden eine Unterkunft zu geben, sondern nur bis zu 6.000 Menschen gleichzeitig aufzunehmen. Die derzeitigen Aufnahmekapazitäten sind fast völlig ausgeschöpft und einige Zentren sind bereits überbelegt. Die Regierung hat keine Notfallmaßnahmen ergriffen, damit alle Flüchtlinge und Migrant*innen versorgt werden.

Am 13. Januar 2017 schätzte der UNHCR, dass 1200 Männer im Zentrum von Belgrad schliefen, unter ihnen bis zu 300 unbegleitete oder von ihren Familien getrennte Jungen. Zur Zeit des Besuchs von Amnesty International im Januar 2017 befanden sich keine Frauen in den Lagerhäusern, jedoch ein großer Anteil an Kindern und jungen Erwachsenen. Die Kinder waren besonders desorientiert und hatten weder Informationen noch Unterstützung, um ein Mindestmaß an Schutz in Serbien zu erhalten.

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